Ein Tag im Zeichen des Wandels
Zweimal im Jahr kommen die gewählten und berufenen Ehren- und Hauptamtlichen der Dekanatssynode zusammen, um die zentralen Themen kirchlichen Lebens zu bedenken und richtungsweisende Beschlüsse vor Ort zu fassen. Am 29. November 2025 fand die Herbstsynode als ganztägiges Treffen im Stephanshof statt. Diesmal stand sie in besonderer Weise unter dem Eindruck einer Kirche, die sich tiefgreifend wandelt und sich zugleich neu verorten muss. Abschiede, Aufbrüche und die Suche nach einer tragfähigen Zukunft bestimmten das gemeinsame Nachdenken und Beraten.
Impulse aus der Kirchenleitung
Aus Bayreuth gekommen war Regionalbischöfin Berthild Sachs, die mit ihrem Impulsreferat den gedanklichen Rahmen setzte. Mitgebracht hatte sie aktuelle Einblicke aus der Landesynode, dem Landeskirchenrat und dem Landeskirchenamt, allesamt Orte, an denen grundlegende Weichen für die kommenden Jahre gestellt werden. Sie beschrieb die Kirche als eine Großbaustelle: ein Haus, in dem Wände versetzt, Räume geöffnet, Treppenhäuser neu eingezogen und veraltete Strukturen entfernt werden – und all das, während Menschen weiterhin darin wohnen, arbeiten, glauben und feiern.
Warum sich die Kirche strukturell neu aufstellen muss
Sachs machte deutlich, warum dieser Umbau unausweichlich ist. Bis 2035 wird die Zahl der Hauptamtlichen um voraussichtlich 40 Prozent sinken, aber auch die Mitgliederzahlen und finanziellen Ressourcen werden sich gegenüber heute um bis zu 40 Prozent reduzieren. Die Landeskirche reagiert bereits: Bis 2030 müssen im Landeskirchenrat und Landeskirchenamt 30 Prozent der Mittel eingespart werden. Damit verbunden sind Stellenabbau, neue Abteilungszuschnitte und eine wirkungsorientierte Finanzplanung, die stärker danach fragt, welche Wirkungen mit den vorhandenen Mitteln erzielt werden sollen. Ab dem Jahr 2027 wird es statt sechs nur noch vier Regionalbischöfinnen geben; zugleich entsteht neben dem bestehenden Kirchenkreis Schwaben-Altbayern der neue Kirchenkreis Franken mit den Bischofssitzen Bayreuth und Ansbach, der nahezu deckungsgleich mit den drei fränkischen Regierungsbezirken sein wird. Auch der Landeskirchenrat selbst wird schlanker und verkleinert sich dadurch von zwölf auf neun Mitglieder.
Dekanatssynodenpräsidin Prof. Dr. Hermann bei
der Herbstsynode des Dekanates
Veränderte Leitungsstrukturen in den Dekanaten
Diese Entwicklungen setzen sich auf der Ebene der Dekanate fort. Künftig sollen vergrößerte Dekanate zwischen 35.000 und 70.000 Gemeindeglieder umfassen; das Dekanat Bamberg liegt mit aktuell 34.291 Mitgliedern unter der Mindestzahl und wird in Zukunft mit den Dekanatsbezirken Forchheim und Gräfenberg kooperieren. Ab 2027 werden die Dekaninnen und Dekane ausschließlich Leitungsaufgaben wahrnehmen, frei von eigenen Gemeindeanteilen. Dies stellt eine Professionalisierung des Amtes dar, die Klarheit schafft und zugleich jüngere Theologinnen und Theologen für Leitungsämter gewinnen soll. Auch die synodalen Gremien werden sich verändern, aufgrund der größeren Fahrtwege künftig wohl vermehrt digital tagen und in größeren zeitlichen Abständen zusammenkommen.
Regionalgemeinden als Zukunftsmodell
Auch in den Kirchengemeinden ist der Wandel in vollem Gange. Das Dekanat Bamberg hat sich bereits vor einigen Jahren auf den Weg gemacht: Die Gemeinden arbeiten schon jetzt in nachbarschaftlichen Kooperationen innerhalb der drei großen Regionen der Stadt, des Südens und des Westens. In Zukunft wird sich das auch strukturell ausdrücken. Die Landessynode der Evangelischen Kirche in Bayern hat nun auf den Weg gebracht, dass regionale und nachbarschaftliche Kooperationen zukünftig zu Regionalgemeinden zusammengeführt werden. Den Regionalgemeinden werden dann jeweils mindestens fünf hauptamtliche Mitarbeitende zugeordnet sein. Diese Hauptamtlichen arbeiten gabenorientiert, berufsgruppenübergreifend und arbeitsteilig. Pfarrpersonen wirken gemeinsam mit Religionspädagog:innen, Diakon:innen, Kirchenmusiker:innen und anderen Berufsgruppen im professionellen Team. Verwaltung und Organisation sollen in den Regionalgemeinden zunehmend von qualifizierten Verwaltungsfachkräften übernommen werden, damit sich Hauptamtliche stärker auf das konzentrieren können, was ihr Auftrag ist: Verkündigung, Seelsorge, Bildungsarbeit, die Gestaltung geistlicher Gemeinschaft und die Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen Akteur:innen. Gleichzeitig sollen Kirchenvorstände und Ehrenamtliche gestärkt werden, damit diese Kraft und Zeit haben, sich vor Ort in die Lebensräume der Menschen einzubringen: „Dorthin bringen wir Evangelium, Nächstenliebe, Solidarität, Versöhnung in Wort und Tat“, so Regionalbischöfin Sachs.
Geistliche Orientierung im Umbruch
Für den geistlichen Unterbau dieser umfassenden Veränderungen verwies Sachs auf die sieben Haltungen, die der Landesbischof Christian Kopp als Kompass für die kommenden Jahre benennt:
- Vertrauen auf Gottes Geist
- Gottes Liebe zu den Menschen bringen
- Achten auf Qualität in der Arbeit
- Entscheidungen in Verantwortung für kommende Generationen
- Bei uns selbst anfangen
- Es geht nur gemeinsam!
- Wir beziehen uns auf Gesellschaft
Diese Haltungen sollen in einer kleiner und ärmer werdenden Kirche Orientierung schaffen und Kirche zu Strahlkraft verhelfen. Denn Strahlkraft, so betonte Sachs, sei keine Frage der Größe, sondern des inneren Brennens. Leben bedeute Veränderung, Verlust und Neubeginn. Und über all dem stehe die Zusage Jesu in der Jahreslosung 2026: „Siehe, ich mache alles neu.“ Die Kirche sei also nicht nur menschliche Baustelle, sondern ebenso ein Ort, an dem Christus selbst weiterbaut.
Welche Gebäude werden zukünftig gefördert – und welche nicht?
bei einer Gebäudebegehung
Im zweiten Teil der Synode nahm die Frage, welche kirchlichen Gebäude in Zukunft weiter mit finanzieller Förderung der Landeskirche betrieben werden können, breiten Raum ein. Die sogenannte „Regionale Gebäudebedarfsplanung“ ist ein Thema, das im Dekanat Bamberg bereits seit Monaten intensiv bearbeitet wird. Dekanin Sabine Hirschmann erläuterte den aktuellen Stand: Insgesamt umfasst der Dekanatsbezirk derzeit 58 kirchliche Gebäude, deren finanzielle Bezuschussung durch Landeskirchenmittel zur Entscheidung steht. Angesichts der sinkenden Mitgliederzahlen ist eine Mitfinanzierung der Gebäude durch Kirchensteuermittel nicht mehr möglich. Bis 2035 – so die Prognose – muss sich das Gebäudeportfolio etwa halbieren. Damit dieser Prozess auf einer tragfähigen Datenbasis steht, haben Arbeitsgruppen aus Haupt- und Ehrenamtlichen in allen Regionen des Dekanats sowie das Kirchengemeindeamt intensive Vorarbeiten geleistet und Vorschläge erarbeitet, wie künftig verantwortungsvoll, ökonomisch und ökologisch sinnvoll mit den Gebäuden umgegangen werden kann.
über die Gebäudebedarfsplanung
Parallel dazu hat der Dekanatsausschuss den gesamten Gebäudebestand in den Blick genommen und, unterstützt durch Frau Göckel, Geschäftsführerin des Kirchengemeindeamts, nach Erhaltungsaufwand, Denkmalschutz, energetischem Zustand und der Frage der klimaneutralen Bewirtschaftung bewertet. Eine Klausur des Gremiums diente dazu, die gewonnenen Erkenntnisse zu bündeln. Bis Dezember wird der Dekanatsausschuss eine vorläufige Kategorisierung der Gebäude beschließen. Im ersten Halbjahr 2026 werden diese Ergebnisse in Gesprächen mit der Landeskirche überprüft und weiterentwickelt; parallel dazu werden die Kirchenvorstände kontinuierlich informiert.
Ein Haus in Bewegung
Die Herbstsynode hat gezeigt, dass die Kirche tatsächlich eine Großbaustelle ist, ein Haus in Bewegung. Die anstehenden Veränderungen sind tiefgreifend und verlangen von allen Beteiligten Klarheit, Mut und Ausdauer. Zugleich wurde sichtbar, dass der Umbau nicht im luftleeren Raum geschieht, sondern auf einer gemeinsamen Grundlage, die Orientierung gibt. Eine künftig kleinere, ärmere und konzentriertere Kirche wird andere Formen finden müssen, um ihren Auftrag in einer Gesellschaft wahrzunehmen, die sich ihrerseits wandelt. Kirchliche Präsenz und Verlässlichkeit werden dort weiterhin gefragt bleiben.
