Mit Freude an den Menschen im Gepäck – Interview mit Sabine Strelov zu Abschied und Neubeginn

Sabine Strelov und Kerstin Kowalski im Altarraum der Auferstehungskirche. Es schweben Seifenblasen zwischen den beiden
Bildrechte Anne Buckel
Über 16 Jahre lang war sie das Gesicht der evangelischen Jugendarbeit im Dekanat Bamberg: die geschäftsführende Dekanatsjugendreferentin Sabine Strelov. Erst als Erzieherin, dann als Sozialpädagogin im kirchlichen Dienst hat sie Jugendliche, Ehrenamtliche und Hauptamtliche in Freizeiten, Schulungen, Projekten und Aktionen, Konfirmationen und Gesprächen begleitet. Jetzt heißt es Abschied nehmen: Sabine Strelov verlässt den Posten der Dekanatsjugendreferentin, aber nicht das Dekanat. Sie wechselt in den Gemeindedienst und tritt eine Gemeindestelle in der Kirchengemeinde Aschbach-Großbirkach an, die früher eine Pfarrstelle war. Eine Premiere auch für die Evangelischen in und um Bamberg, denn eine Sozialpädagogin, die eine Gemeindestelle mit den Aufgaben Gottesdienst, Seelsorge und regionaler Konfirmand:innenarbeit übernimmt, gab es hier noch nie. Evangelisch in Bamberg hat mit Sabine Strelov gesprochen: über Übergänge, Lieblingsmomente und Berufsgruppenvielfalt in der Evangelischen Kirche.
Evangelisch in Bamberg: Frau Strelov, wenn Sie an Ihren allerersten Tag vor 16 Jahren in der Evangelischen Jugend zurückdenken: Was war damals Ihr Gedanke?
Sabine Strelov: Die Evangelische Jugend hatte damals ein altes Haus in der Egelseestraße in Bambergs Gärtnerviertel und als ich da reingegangen bin, dachte ich mir: Wow, jetzt bist du also da: in Bamberg! Ich war vorher lange in Nürnberg, und Bamberg war aus privaten Gründen mein erklärtes Ziel. Das hat sich richtig gut angefühlt.
Was wird vielleicht Ihr letzter Gedanke sein, wenn Sie am 31. August das Büro endgültig abschließen?
Da bin ich mir ganz sicher: „Ich möchte die Zeit auf gar keinen Fall hergeben.“ Es war superschön, super lehrreich – klar hat es Höhen und Tiefen gegeben, aber es war einfach bei der Evangelischen Jugend in Bamberg eine ganz, ganz tolle Zeit, die mir sehr viel gegeben hat.
In dieser Zeit haben Sie die Evangelische Jugend im Dekanat und in der Region West geprägt. Sie waren zuständig für Kondirmand:innenarbeit, Projekte, Gremienarbeit, Geschäftsführung und vieles mehr. Bei dieser Vielzahl von Aufgaben: Woran merkt man es, wenn Sabine Strelov für eine Sache ganz besonders brennt?
Ich war für viele Jahre mit einem Ehrenamtlichen auf Freizeiten und der hat einmal zu einer anderen Ehrenamtlichen gesagt: „Wenn die Bine sich was in den Kopf setzt, dann hast du ungefähr 15 Sekunden Zeit, zu widersprechen – dann ist es zu spät. Dann brennt sie für die Sache. Und dann kannst du nichts anderes machen, als dich auch dafür zu begeistern.“
fünf Frauen sitzen auf einer Bank
Bildrechte Lisa Kaden
v.l. Dekanatsjugendreferentinnen L. Bomblies, A. Buckel,
S. Strelov, V. Willinger, Stv. Dekanin K. Kowalski
Welche Sachen waren das zum Beispiel?
Etwas ganz Besonderes war „Bamberg spielt!“, das ist die große Spieleveranstaltung der Evangelischen Jugend. Das Konzept dazu hatte ich aus Nürnberg mitgebracht. Ein weiteres Herzensprojekt waren die Mädchenfreizeiten, die ich ein bisschen von meiner Vorgängerin geerbt hatte. Es gab natürlich auch viele kleine Projekte, die einfach ganz toll und superschön waren. Aber die Freizeiten und „Bamberg spielt!“, das waren die Highlights, die mich über die Jahre begleitet haben.
Erinnern Sie sich an einen Moment, der Ihnen besonders unter die Haut gegangen ist?
Ja, da gab es einige. Die besonderen Momente waren immer die, wenn Gespräche in eine seelsorgerliche Richtung gingen. Wo Familie, Glaube, Sexualität zum Thema wurde und wo vor allem eine ganz große Offenheit und Vertrautheit da war. Das empfinde ich als etwas sehr Wertvolles, denn Beziehung ist die Grundlage dafür, dass solche Gespräche überhaupt gesucht werden. Ich bin also stolz und glücklich, dass ich solche Gespräche in meiner Zeit in der EJ führen durfte.
Jetzt übernehmen Sie eine Gemeindestelle. Was nehmen Sie mit und was lassen Sie zurück?
Ich lasse auf jeden Fall drei junge, fitte Kolleginnen zurück, die der Evangelischen Jugend einen ganz neuen Drive geben werden. Ich denke, dass das richtig gut wird. Und ich freue mich darauf, dass ich aus der Ferne zugucken kann, wie sich das Ganze entwickelt. Ich lasse natürlich auch diverse Jugendliche und junge Erwachsene zurück, die ich nicht mehr sehen werde. Aber ein paar davon, die habe ich im Gepäck. Die werden mich begleiten, beziehungsweise sie sind sogar schon da, wo ich jetzt hingehe. Und da freue ich mich drauf! Was ich auch noch im Gepäck habe, ist die Freude und den Spaß, mit Menschen zusammenzuarbeiten. Auch wenn es manchmal ein bisschen anstrengend ist – diese Freude habe ich in all den Jahren nie verloren. Die nehme ich auch mit auf meine neue Stelle.
Sie werden im Dekanat Bamberg die erste Sozialpädagogin im Gemeindedienst. Was haben Sie als Sozialpädagogin bei der Kirche gelernt und was kann die Kirche noch von der Sozialpädagogik lernen?
Ich denke, dass Kirche von einer Berufsgruppenvielfalt, also nicht nur von Sozialpädagogen und -pädagoginnen, sondern auch von Diakoninnen und Diakonen, von Religionspädagoginnen und Religionspädagogen nur lernen und profitieren kann. Und für mich persönlich: Mir hat die Arbeit bei Kirche eine feste Basis im Glauben gegeben, die hatte ich vorher nur ansatzweise. Ich glaube, da haben mich die letzten Jahre gestärkt und gefestigt, sowohl privat als auch dienstlich. Die haben mir viel gegeben.
Gibt es aus dieser „festen Basis“ heraus auch ein Bibelwort, das Sie auf dem Abschied hin zu Ihrer neuen Aufgabe im Gemeindedienst in Aschbach-Großbirkach begleiten wird?
Da gibt es zwei. Für meine Verabschiedung bei der Evangelischen Jugend habe ich mir ausgesucht „Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.“ Das ist für mich ein Spruch, der mich und, ich glaube, auch unsere Jugendlichen im Leben begleiten kann. Für meine neue Aufgabe ist es ganz klassisch der Missionsbefehl aus Matthäus 28. Weil ich mir nie vorstellen konnte, dass ich mich traue, einen Gottesdienst zu halten, über meinen Glauben zu sprechen und mit anderen da in eine Diskussion zu gehen. Das ist etwas, was sich erst in den letzten Jahren entwickelt hat: „Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Das, finde ich, ist Einladung, Auftrag und Zusage, die super gut tut!
Frau Strelov, danke für Ihre Zeit! Für Ihren Weg im Gemeindedienst wünschen wir Ihnen von Herzen Gottes Segen, dass die Freude im Gepäck nie ausgeht – und viele offene Türen!