Abschied von einer Klangkünstlerin – Bamberg feiert Ingrid Kasper und die Kirchenmusik

Ingrid Kasper dirigiert an ihrer Verabschiedung in der Stephanskirche am 24.09.2023.
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Die Bamberger Stephanskirche war bis auf den letzten Platz besetzt, als Ingrid Kasper von Dekan Hans-Martin Lechner in einem Festgottesdienst von ihrer Aufgabe entpflichtet und gesegnet wurde. Es war ein dichter Moment, in dem die Kirchenmusikdirektorin einfach nur Segen empfangen durfte, denn als musikalische Gesamtleiterin war sie die wohl am stärksten geforderte Akteurin der Veranstaltung. So wurde die Stephanskirche erneut durch Kaspers Kunst als Dirigentin, Sängerin und virtuose Organistin mit fulminanten Klängen erfüllt, u.a. mit Werken des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy. Ein „Erntefest nach 23 Jahren“ nannte Dekan Lechner den konzertanten Gottesdienst, der von Sängerinnen und Sängern aller fünf Chöre St. Stephans, des musica-viva-chores bamberg sowie von einem Orchester aus Mitgliedern der Bamberger Symphoniker mit Konzertmeisterin Aki Sunahara gestaltet wurde. „Wie mag alles nur werden?“ mochten sich dabei viele der Besucherinnen und Besucher mit Blick auf den Abschied fragen. Auch Pfarrer Walter Neunhoeffer griff diese Frage in seiner Predigt auf, zu der Ingrid Kasper an der Orgel improvisierte. Hoffnung gaben dabei nicht nur ihre feinfühligen Melodien, sondern auch die Worte Neunhoffers, dass es nämlich mit Gottvertrauen und mit mutigen Menschen, die für die Welt eintreten, gelingen könne, eine Zukunft mit guten Perspektiven zu schaffen.

Dekan Hans Martin-Lechner überreicht Ingrid Kasper ein Abschiedsgeschenk in der Stephanskirche.
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"Höchste Dankbarkeit" und ein Ehrenpreis

Nach der Entpflichtung sprach Dekan Lechner Ingrid Kasper die „höchste Dankbarkeit“ des Dekanatsbezirks aus. Unter ihrer Leitung werde jedes Oratorium zum Gebet und jeder kleine Sonntagsgottesdienst zum Fest. „Du bist eine Verkündigerin des Evangeliums ersten Ranges“, so Lechner. „Nun gilt es loszulassen. Aber: Wer loslässt, empfängt!“ In seiner Ansprache stellte er Kaspers hohe fachliche Kompetenz, ihren „nahezu grenzenlosen Einsatz“ und ihre „Haltung der Offenheit“ heraus, die zu vielen erfolgreichen Kooperationen, unter anderem mit dem E.T.A. Hoffmann Theater, dem Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia oder dem Theater im Gärtnerviertel (TiG) geführt habe – zuletzt mit dem beachteten Projekt „Kairos“. An diese Worte schloss sich die Künstlerische Leiterin des TiG, Nina Lorenz, an. Sie sprach sichtlich bewegt von Kaspers „Streben und Handeln, die Kirche zu öffnen und über konfessionelle Grenzen hinweg in die Gesellschaft hineinzuwirken.“ Oberbürgermeister Andreas Starke schwärmte von Ingrid Kasper als Künstlerin, „die unter den etwa hundert Persönlichkeiten, die die Kulturlandschaft in Bamberg maßgeblich tragen, herausragt.“ Eine besondere Überraschung hielt Bürgermeisterin Dr. Birgit Kreß aus Kaspers Heimatort Markt Erlbach bereit: Sie verkündete, dass Markt Erlbach der Kirchenmusikerin seinen diesjährigen Ehrenpreis verleihen werde. Der Bayerische Landeskirchenmusikdirektor Ulrich Knörr sorgte inmitten der Grußworte hingegen für einen geistlichen Moment, als er Kasper für ihre Zukunft als "seine Kollegin in Mitteldeutschland" den traditionellen Konfirmationssegen zusprach. Zuletzt gab Ingrid Kasper den ihr erwiesenen Dank an alle Musikerinnen und Musiker, Förderinnen und Förderer sowie an das Publikum weiter: „Ohne Sie hätte ich das alles in den 23 Jahren in Bamberg nicht verwirklichen können.“

Dekan Hans-Martin Lechner entpflichtet KMD Ingrid Kasper als Dekanatskantorin und segnet sie.
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Karrieresprung nach Erfurt

In ihrer neuen Position als Landeskirchenmusikdirektorin in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland – das sind in etwa die beiden Bundesländer Thüringen und Sachsen-Anhalt – wird Ingrid Kasper das Zentrum Kirchenmusik in Erfurt leiten. Dabei wird sie als Chorleiterin in Erfurt für die Augustinerkantorei, das Andreas-Kammerorchester und den Augustiner-Vocalkreis zuständig sein und Konzerte gestalten. Diesen Karrieresprung, der für Bamberg neben aller Mitfreude schmerzlich ist, kommentierte Domkapellmeister Vincent Heitzer im Stephanshof mit den Worten: „Es hat sollen sein. Und wenn ich ehrlich bin, wir alle hätten diesen Schritt genauso getan.“

Wer nach dem „Wunschkonzert“ des musica-viva-chors für Ingrid Kasper während des Empfanges noch mehr Lust auf Vokalkunst hatte, konnte den Abend mit einem musikalischen Schlusssegen des Gospelchors St. Stephan und der Stereophoniker beschließen. Nach langem, stehenden Applaus für die zu Tränen gerührte Kirchenmusikerin ging der Tag voll wunderbarer Musik zu Ende.

Zwei weitere Konzerte in Bamberg mit Kasper

Ingrid Kasper wird man auch nach ihrem Abschied gelegentlich noch in Bamberg erleben können, zum Beispiel am 14. Oktober bei der Bamberger Chornacht und am 3. Dezember beim Weihnachtskonzert der VR-Bank Bamberg-Forchheim in der Stephanskirche. Am 8. Dezember wird sie um 19 Uhr in der Predigerkirche in Erfurt in ihr neues Amt eingeführt.